Anleitung zum Umtopfen - D.O.G. Gruppe München-Südbayern

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Praktische Anleitung zum sicheren Umtopfen und Teilen
Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, trotzdem hier noch einmal an erster Stelle der Hinweis: Niemals irgendwelche Arbeiten, sei es Umtopfen oder Teilen, beginnen, ohne das Schneidwerkzeug zu desinfizieren. Sonst ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Infektion, ob Virus, Bakterium oder ganz simpel auch Schädlinge von einer befallenen Pflanze auf den ganzen Bestand übertragen werden, sehr hoch. Dabei ist durchaus möglich, dass die befallene Pflanze selber keinerlei Symptome zeigt, ja sogar resistent ist, das aber eine andere Pflanze beim unsauberen Arbeiten infiziert wird und die Krankheit erst dort ausbricht.
Desinfektionslösung für Werkzeuge
Mit Desinfektionslösungen selber erwischt man schon einiges; Viren aber sind oft resistent gegen Spiritus etc., auch sollte eine Desinfektionslösung natürlich einige Minuten einwirken können. Das ist aber in der Praxis eine sehr hinderliche Notwendigkeit, vor allem, wenn ein grösserer Bestand an Pflanzen zum Umtopfen ansteht. Daher sollte man sich ein kleines Brennwerkzeug wie dieses zulegen. Einfache Feuerzeuge reichen in der Regel nicht, da sie nicht die notwendige Temperatur an der Schere erzeugen können, die Wärmezufuhr durch die kleine Feuerzeugflamme reicht einfach nicht, um in ein paar Sekunden den Stahl hoch genug zu erhitzen.
Gasbrenner zum Desinfizieren
So wird es gemacht. Aber aufpassen, dass nicht die meist aus Plastik bestehenden Scherengriffe versehentlich mit erhitzt werden.
Scheren gut erhitzen
Oft wird leider auch dies vergessen: Zwar ist die Schere wunderbar desinfiziert, aber die Arbeitsfläche wird nur oberflächlich abgewischt oder leergeräumt. Legt man dann die nächste Pflanze dort ab, besteht wieder die Gefahr der Keimübertragung. Also: nach jeder Pflanze auch die Arbeitsfläche mit Desinfektionslösung einsprühen.
Nicht vergessen, die Arbeitsfläche zu desinfizieren
Und was für die Arbeitsfläche gilt, ist natürlich für das wichtigste "Werkzeug" ebenso notwendig: die Hände! Auch sie müssen natürlich desinfiziert werden. Wer mit Handschuhen arbeitet, muss natürlich deren Aussenseite gründlich nach jeder Pflanze desinfizieren.
Auch die Hände müssen "clean" sein
Nach diesen Vorbereitungen sollte man auch seinen neuen Pflanzstoff griffbereit vorbereiten. Der Profi benutzt zwei "Mischungen": Für die Grundbefüllung des neuen Topfes als "Grundlage" unten im Topf ein sehr grobes Substrat, mit guter Wasserdurchlässigkeit zur Vermeidung von Staunässe. Hier reines Rindensubstrat.
Grobes Substrat als Füllmaterial am Boden
Im Wurzelbereich weiter oben wird je nach Giessvorliebe mehr oder weniger wasserspeicherndes Material zugemischt, im Bild Spaghnum. Natürlich gibt es hier auch eine ganze Menge an Feinheiten wie unterschiedlichen Materialmix, um die Wasserdurchlässigkeit zu beeinflussen. Für Profis mit vielen, sehr unterschiedlichen Pflanzen, lohnt sich eine Spreizung des Substratgemisches, um jeder Art ein optimales Fussbett zu bieten. Für weniger spezialisierte Pflanzen für das Fensterbrett reicht es oft auch, nur ein Substrat zu bevorraten, vor allem, wenn man nicht ein ganzes Gewächshaus an Pflanzen hat, sondern nur "ein paar" Orchideen auf der Fensterbank. In diesen Fällen geht es sicher auch mit nur einer Mischung, die man fertig kaufen kann. Wichtiger als die reine Frage nach der genauen Zusammensetzung des Pflanzstoffs ist die Anpassung des Giessverhaltens an dessen Wasserhaltigkeit! Hier zählt die Erfahrung durch Beobachtung.
Feineres Substrat mit Wasserspeicherfunktion
Nach all den Vorbereitungen geht es jetzt ans Eingemachte. Diese Pflanze rechts ist schon "reif" für ein grösseres Zuhause, wie die zahlreichen über den Topf hinausgewachsenen Wurzeln zeigen.
Für diese Pflanze ist es Zeit zum Umtopfen
Der Plastiktopf wird vorsichtig in alle Richtungen gedrückt, um die Wurzeln von der Topfinnenseite zu lösen. Dann wird vorsichtig die ganze Pflanze nach oben herausgezogen. Nicht mit Gewalt ziehen, das Abreissen von festklebenden Wurzeln sollte unbedingt vermieden werden. Wenn Wurzeln am Topf kleben, hilft es, sie mit Wasser anzusprühen, oft lösen sie sich dann ohne Verletzung. In ganz traurigen Fällen hilft nur das Zerschneiden des alten Topfes; wer mit Plastik arbeitet, ist auch in diesem Fall im Vorteil gegenüber Tontöpfen.
Vorsichtig aus dem alten Topf nehmen
Danach sollte so gut wie möglich aller alter Pflanzstoff aus dem Wurzelballen entfernt werden. WICHTIG:  Diese Substratreste müssen entsorgt werden! Sie dürfen nicht weiterverwendet werden, auch nicht als "Füllmaterial" unten im Topf. Benutzen Sie auch nicht den alten Topf ohne vollständige Desinfektion für andere, kleinere Pflanzen, auch wenn es bequem ist. Zu leicht macht man es den Krankheitserregern. Wie man einen alten Topf gründlich desinfiziert, sollte man sich von einem Spezialisten erläutern lassen, das ist nicht so einfach, will man es richtig machen. Für kleinere Bestände daher der Rat: Investieren Sie in ein paar neue Plastiktöpfe, die sind nicht so teuer, und entsorgen Sie die alten Töpfe. Nach zwei Jahren macht sich das allemal bezahlt.
Altes Substrat vollständig entfernen
So wie rechts sollte die Pflanze dann aussehen: Der gesamte Wurzelbereich frei von altem Substrat. Soll eine grosse Orchidee geteilt werden, nicht zu kleine Stücke machen. Meist existiert bereits eine natürliche "Trennstelle" im Wurzelbereich. So wie Stauden im Garten einfach in der Mitte auseinanderschneiden darf man Orchideen natürlich nicht. Entwirren Sie den Wurzelballen, oft hängen die grösseren Teile nur noch mit wenigen, braunen, trockenen Wurzeln zusammen. Diese dürfen dann gekappt werden, wie es im nächsten Bild unten gezeigt wird.
Falls nötig, teilen, aber nicht in zu kleine Stücke
Alte Wurzeln, die braun sind, vertrocknet oder aufgrund eines zu dichten, wasserhaltenden Substrates (oder zu kräftigen Giessens) schwammig und am Faulen sind, müssen abgeschnitten werden. Aber Vorsicht! Niemals die gesunden, weissen Wurzeln mit den oft grünen Triebspitzen verletzen. Diese dürfen NIE abgeschnitten werden. Auch dann nicht, wenn sie nicht in den neuen Topf passen würden, lieber diese herausstehen lassen. Dies schadet der Pflanze nicht.
Alte, vertrocknete oder verfaulte Wurzeln entfernen
Nach dem Wurzelbeschnitt: Die Schnittstellen sind Eindringmöglichkeiten für alle Arten von Krankheiten oder auch Ansatzstelle für Wurzelfäule. Daher auch die Schnittstellen desinfizieren. Klassisch mit Abreiben mit Holz- oder Aktivkohle, was auch die Austrocknung der Schnittfläche begünstigt, oder auch mit der speziellen Desinfektionslösung.
Nach dem Schneiden die Schnittflächen desinfizieren
Das neue Orchideenhaus: Der neue Topf sollte so bemessen sein, dass die Pflanze bequem Platz darin hat, aber es sollte nicht auf "Vorrat" Platz geschaffen werden. Denn ein zu grosser Topf bedeutet auch zu viel Pflanzstoff, damit auch zuviel Wasser und die Gefahr des Faulens steigt. Ausserdem verrottet durch dieses Zuviel an Wasser das Substrat auch schneller, so dass früher wieder umgetopft werden muss. Die Pflanze sollte wie im Bild gezeigt den Topf gut ausfüllen. Nach der Grundbefüllung am Boden des Topfes wird die Pflanze in den Topf gesetzt. Lange Wurzeln werden vorsichtig in einer Art Spirale von oben in den Topf gesetzt. Sind die Wurzeln sehr starr, kann man versuchen, sie durch Einweichen mit Wasser für einige Minuten etwas geschmeidiger zu bekommen. Nicht mit Gewalt versuchen, alle Wurzeln unbedingt in den Topf zu zwängen. Was zu sperrig ist, bleibt einfach draussen.
Den neuen Topf nicht zu gross wählen
Der Übergang vom Wurzel- zum Triebbereich sollte knapp unterhalb des Topfrandes liegen. Sind die Ansätze neuer Triebe (Bulben) schon zu sehen, platziert man die Pflanze etwas aussermittig so, dass die Neutriebe zur Topfmitte hin weisen, sonst am besten mittig einpflanzen. Rundum den Wurzelbereich mit Substrat auffüllen; am besten vorsichtig etwas von oben andrücken, Klopfen birgt die Gefahr, dass feine Substratanteile sich verdichten und so für "Sumpfzonen" mit sich stauender Nässe sorgen, die gröberen Substratstücke bleiben oben und erwecken beim Prüfen der Restfeuchtigkeit den Eindruck, dass der Topf schon trocken ist. Dann wird gegossen, obwohl weiter unten im Topf noch genug Wasser steht.
Substrat rundum auffüllen und leicht andrücken
Nach dem Umtopfen sollte die Pflanze einige Tage nicht gegossen werden, um die fast unvermeidlichen Verletzungen und Schnittstellen austrocknen zu lassen. Dann sieht es bald wieder so aus wie rechts.
Cattleya mossiae semi-alba
Nicht vergessen: Haltestäbe bei auseinanderfallenden Trieben wieder einsetzen (natürlich nach deren Desinfektion oder besser gleich ein neues Stäbchen!), und auch wichtig, vor allem, wenn geteilt wurde: ein Namensschild für die neuen Teile hilft, die Pflanze nach einiger Zeit wieder zu identifizieren.
Zum Schluss noch ein Tipp zum Timing: Nicht pauschal alle Orchideen nach einem festen Zeitintervall umtopfen. Beobachten Sie Wachstum und Verrottungsgeschwindigkeit des eingesetzten Substrats. Feines Substrat kann schon nach einem Jahr so weit zersetzt sein, das fast eine Art "Sumpferde" entstanden ist. Selbst wenn der Topf noch gross genug wäre, ist es dringend Zeit zum Handeln. Andererseits kann es durchaus auch reichen, erst nach drei Jahren ans Umtopfen zu denken, wenn das verwendete meist grobe Substrat nach dem Giessen noch rasch austrocknet und so keine Gefahr des Verfaulens der Wurzeln durch Staunässe besteht.
 
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